Nur ungerne konnte ich am letzten ExifCafé Online Phototalk nicht teilnehmen, aber natürlich gibt es neben unserem Hobby Fotografie auch noch wichtigere Termine. Schon kurz nach Abschluss des Online Phototalks habe ich jedoch einen Link zur Aufzeichnung des Treffens erhalten und bin dadurch über alle aktuellen Themen rundum informiert. So kann ich doch wieder, wenn auch zeitlich etwas verzögert, eine Zusammenfassung der angesprochenen Themen erstellen.
Die Aufgabe unserer Photo-Challenge lautete diesmal ’fotografiert Kekse’. Das Foto sollte in der Kamera entstehen, alles andere war im Freestyle-Modus, bis hin zur kreativsten Bearbeitung erlaubt. Eine fast schon gemeine Aufgabe, die zudem sehr viel Disziplin erfordert…
Silvia hat bei ihrer Aufnahme mit pastellfarbenen Macarons erneut ihre Kreativität bewiesen. Die auf einem Draht aufgezogenen Macarons werden auf unterschiedlichen Ebenen mit Schärfe und Unschärfe dargestellt. Der Fokus liegt auf einer einzelnen Hortensienblüte, die auf einem der Macarons liegt. Und dennoch bleiben die Macarons die Hauptdarsteller! Aufgenommen hat sie ihr Motiv bei Tageslicht. Interessanter Schnitt, schöne, entsättigte Farben, ein Bild, das neugierig und Appetit macht!
Gepflegte Gemütlichkeit mit feinstem Gebäck signalisiert die Aufnahme von Dieter. Im Vordergrund seines Motivs steht der kleine, weiße Teller mit dezenter blauer Außenkante, auf dem handgemachte Nussspezialitäten mit Schokoladenanteil und leuchtend roter Marmelade platziert wurden. Die beigestellte Tasse Tee animiert zum bedächtigen Genuss der verlockenden Kekse. Wie Dieter bestätigte, musste die Aufnahme zügig erfolgen, damit der Tee noch warm getrunken werden konnte…
Für Kathi ist die Food-Fotografie schon seit längerer Zeit ein intensives Thema. Ihrem Foto kann man das auch sofort ansehen. Die Ansicht ihrer selbstgebackenen, unterschiedlich geformten Kekse in Blattformen, die mit filigranen Linien aus Zuckerguss die Umrisse verstärken oder auch Blattadern simulieren, vermittelt die Herbstzeit. Die Zuordnung stimmiger Accessoires, wie eine teilweise ins Bild ragende Marmorplatte, auf der einige Kekse platziert sind, ein gefaltetes, weißes Tischtuch mit Blattstrukturen und der beigestellte, rote Fliegenpilz aus Keramik gestalten ein inhaltlich und farblich abgestimmtes Motiv. Kathi beweist sich nicht nur als gute Bäckerin, sie hat auch ein Händchen für dekorative Gestaltung und das Auge zur fotografischen Umsetzung!
Svens Keksfoto hat mich auf den ersten Blick an eine Felsenformation erinnert. Die kleine, mit Milch gefüllte Glasflasche, in der ein Trinkhalm steckt, hat mich jedoch sofort zur Realität zurück geholt. Sechs Kekse lehnen aneinander aufgereiht an der Milchflasche, ein weiterer Keks ist vorgelagert. Zu dieser Formation wurden noch einige schokolierte, mit Puderzucker überstreute Mandeln gelegt. ’Geerdet‘ wurde die Komposition durch einen zerbröselten Keks rund um das Motiv. Das monochrom wirkende Bild vermittelt mir den Eindruck von gesunder Kost – wahrscheinlich suggeriert durch die Milch. Das förderte wahrscheinlich auch die Begehrlichkeit, denn fünf Minuten nach der Aufnahme waren Kekse und Mandeln schon Geschichte!
Ich habe auf die Qualität der Leibniz-Kekse mit 52 Zähnen in den Geschmacksvarianten Butter und Kakao gesetzt. Je eine ganze Packung wurden senkrecht hintereinander und leicht seitlich versetzt aufgestellt. Die hellen Kekse vorn und die dunklen Kekse hinten. Ein einzelner, dunkler Keks hatte sich jedoch zwischen die hellen Kekse vorgedrängelt. Mit einem aufgeklebten Auge konnte der seitlich herausragende Vordrängler die Situation für weitere Aktionen beobachten. Als ’lange Schlange’ bei Tageslicht fotografiert, mussten trotz sorgfältiger Reinigung vor der Aufnahme noch einige Krümel aus dem Bild gestempelt werden.
Wieder einmal gab es interessante fotografische Ergebnisse dieser Photo-Challenge und zur Belohnung konnten die Kekse anschließend gleich aufgegessen werden!
Nach der Präsentation der Photo-Challenge-Ergebnisse wollten alle im ExifCafé etwas vom dreitägigen Photowalk in Berlin hören und sehen. Kathi und Dieter hatten dazu bereits einige Bilder ins Forum eingestellt, aber es gab noch viel mehr Informationen und Bilder dazu. Vom Missgeschick eines zerrissenen Schuhs, Verspätungen, Ausfällen und Änderungen bei An- und Abreise mit der Bahn und natürlich von den besuchten Spots. Mit etwas Verspätung in Berlin angekommen, waren die Voraussetzungen für einen gelungenen Photowalk vielversprechend. Das gebuchte Hotel lag als idealer Ausgangspunkt in direkter Nähe des Hauptbahnhofs und das Wetter war wesentlich besser als die Vorhersage.
Kathi hatte bei der Reisevorbereitung eine fantastische Planung der anzusteuernden Ziele und Motive erarbeitet: Ein Laufplan zu koordinierten Besuchen der geplanten Ziele, der zusätzliche Wege und damit Zeit sparte, um möglichst viel während des Aufenthalts zu sehen.
Dieters Highlight war der ’cube berlin’, das elfgeschossige Gebäude auf dem Washingtonplatz, in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof. Ein voll digitalisiertes, würfelförmiges Bürogebäude, Höhe und Länge jeweils 42,5 Meter. Die vollflächig mit Falten und Knicken gestaltete Glasfassade spiegelt die Umgebung auf besondere Art und Weise wieder. Besonders auffällig sind die nach innen gefalteten Fassadenteile. Die architektonische Meisterleistung der 3XN Architects aus Kopenhagen wurde erst im Februar 2020 eingeweiht.
Auch das Sony Center am Potsdamer Platz stellt eine spektakuläre Ingenieurleistung dar. Ein aufgefächertes Zeltdach aus Stoffbahnen ist mit Zugankern an einem Stahlring befestigt, der auf den umliegenden Gebäuden aufliegt. Das bis zu 67 Meter hohe und bis zu 102 Meter lange Dach besteht aus 105 Tonnen Sicherheitsglas mit einer Gesamtfläche von 3.500 Quadratmetern. Davon inspiriert hat sich Kathi hier spontan ein neues 35mm-Objektiv für die geplante Streetfotografie gekauft.
Die U-Bahn-Station ’Rotes Rathaus’ bietet mit den sieben mittig angeordneten 7 x 9 Meter großen Pilzkopfstützen, auf denen die Stationsdecke ruht, einen futuristischen Anblick. Boden und Wände der Station wurden mit schwarzem und weißem Terrazzo gestaltet. Wenn dazu dann die gelb-weiße U-Bahn einfährt, ergibt das ein sehr sehenswertes Motiv. Ich kenne nur das Foto dieser Ansicht, aber es vermittelt den Wunsch, das einmal selbst zu sehen!
Den Besuch wert ist auch die überdimensionale Wandbemalung der Hausrückseite Wilhelmstrasse 7. Das Wandbild wurde schon kurz nach der Fertigstellung eine der beliebtesten Berliner Sehenswürdigkeiten. Den aufgemalten, riesigen Elefanten kennzeichnen viele bunte Symbole. Sein Rüssel hält das Band zu einem Ballon, der die Erde darstellt. Nicht nur wegen der extremen Größe ein außergewöhnliches Motiv mit starken Farben!
Natürlich stand auch das Regierungsviertel mit dem Reichstag auf dem Besuchsplan, das ’Futurium’ als Haus der Zukünfte und die Museumsinsel. Am Ufer der Spree die ’Schwangere Auster’, seit 1989 das ’Haus der Kulturen der Welt‘, kenne ich noch aus lange zurückliegenden Zeiten als die Berliner Kongresshalle.
Auch unterwegs ergaben sich immer wieder tolle Motive für unsere Berlin-Besucher, wie zum Beispiel das tangotanzende Paar, bei dem zwar die Kleidung nicht ganz stilgerecht war, aber den Tanz gekonnt beherrschte. Trabi-Andy, der in Sichtweite des Brandenburger Tors mit seinem himmelblauen ’Sachsenporsche’ als selbsternanntes Berliner Original steht, lässt sich und seinen Trabi – mit legendärem DDR-Sandmännchen als Beifahrer – sehr gern fotografieren.
Und das kennen wir auch alle: Viele bekannte Motive/Sehenswürdigkeiten sind oftmals durch Fahrzeuge zugestellt oder durch Baustellen nicht unbedingt für’s Foto geeignet. Es waren sicherlich drei anstrengende Tage, aber abschließend steht Kathis Zusammenfassung für den Berliner Photowalk: „Berlin ist schon geil!“
Die Berliner Fotoausbeute war sehr ergiebig, die nun anstehende Fotobearbeitung umfangreich und individuell. Stürzende Linien zu begradigen und dabei entstehende Freiflächen im Bild passend zu ergänzen, ist keine einfache Bearbeitung. Aber Lightroom und Photoshop können auch hierbei helfen, oftmals sogar mit automatisierten Schritten. Man muss sie nur kennen! Sven hat uns die Möglichkeiten am Beispiel des Fotos mit dem Elefanten in Lightroom gezeigt.
In Alfreds Foto von einem Stelzenhaus in St. Peter Ording stört ein großes Schild mit Text die Szene. Nur den Text zu entfernen ist relativ einfach, das ganze Schild zu entfernen ist bezüglich der filigranen Strukturen im Umfeld des Schildes schon etwas zeitaufwändiger – aber dennoch machbar!
Heinz hatte sich nach unserem Photowalk zum Phoenix See am Samstag, den 9. Oktober 2021 noch einmal in aller Frühe zu dieser sehenswerten Location aufgemacht, um die Szenerie zum Sonnenaufgang abzulichten. Wir sind gespannt auf sein fotografisches Ergebnis!
Zum Abschluss unseres Online-Treffens wurden zum Überblick die demnächst anstehenden und weiterhin geplanten Aktivitäten im ExifCafe genannt:
- Andreas Gursky – ’Fotokunst aus vier Jahrzehnten’, Ausstellung in Duisburg in der Küppersmühle, geplanter Besuchstermin Sonntag, 28. November 2021
- Weihnachtsmärkte in Hamburg: Ab dem 26. November 2021 werden die Weihnachtsmärkte in Hamburg geöffnet. Die Weihnachtsmärkte am Rathaus, am Jungfernstieg und Santa Pauli sind die größten und schönsten Veranstaltungen, es gibt jedoch noch viele andere kleinere Weihnachtsmärkte, die vielleicht auch einen Besuch wert sind.
- Deutscher Friedenspreis für Fotografie, Ausstellung im Kulturgeschichtlichen Museum, Osnabrück. Die Ausstellung ist noch bis zum 6. März 2022 zu sehen, den Besuchstermin werden wir im kommenden Jahr planen.
- Wildlife Photographer of the Year 2021, Ausstellung im Allwetterzoo Münster, die bis April 2022 zu sehen ist. Ein für uns geeigneter Termin findet sich bestimmt im März oder April 2022.
Beim Ansehen der Aufzeichnung des Phototalks im ExifCafé hätte ich zwischendurch auch gerne mit diskutiert und zum Schluss nicht an der Verabschiedung teilzunehmen, war auch ungewöhnlich. Aber beim nächsten Phototalk im ExifCafé am 29. Oktober 2021 bin ich wieder live dabei!