Neben Fotografie können wir im ExifCafé auch Flexibilität! Weil die Teilnahme an dem üblicherweise auf einen Freitag fallenden Online-Phototalk dieses Mal für mehrere ExifCafé-User nicht möglich war, wurde das Online-Treffen kurzfristig auf Donnerstag, den 25. April 2024 vorgezogen. Es standen wieder interessante Themen auf dem Plan, mit Bildbeiträgen zur Challenge ‚Frühling‘, von der Exkursion einiger ExifCafé-User nach Zingst und von Heinz-Dieter Aufnahmen zum Genre Streetfotografie.
Zu Beginn unseres Austauschs wurde über aktuelle Erfahrungen zu Fotobüchern gesprochen. Der Fotodienstleister Saal-Digital hatte in einer Aktion das Professional Line Fotobuch mit elegantem Acrylcover und hochwertigem Bezug in Lederoptik mit Gutschein-Vorteil beworben. Dieses Angebot haben einige unserer Fotografen angenommen und zwischenzeitlich auch die in Auftrag gegebenen Fotobücher in unterschiedlichen Größenformaten erhalten. Beim Urteil waren sich alle Fotografen einig: Von der Papierqualität, über den Druck bis zur Ausstattung des Fotobuchs – alles sehr gut und empfehlenswert! Diese Werbeaktion scheint sich für beide Seiten gelohnt zu haben – für Saal-Digital durch Folgeaufträge und für unsere Fotografen mit einem besonders günstigen, qualitativ hervorragenden Fotobuch!
Katharinas Anregung, einen Kurzurlaub vom 16. bis zum 19. April 2024 in Zingst zu verbringen, fanden auch Dieter und Heinz-Dieter so gut, dass sie sich dem Photowalk anschlossen. Durch die frühzeitige Hotelbuchung konnte Katharina die Hotelzimmer sehr günstig reservieren. Die Halbinsel Zingst ist der östliche Teil der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, die zwischen den Städten Rostock und Stralsund an der südlichen Ostseeküste liegt. Zingst ist immer einen Photowalk wert! Außerdem gibt es in Zingst ganzjährig Fotoausstellungen zu Themen, die das Umweltbewusstsein erweitern. Zu sehen sind Bilder in Galerien, im Open-Air-Bereich und zu bestimmten Zeiten sogar am Strand der Ostsee. Die bekannteste Veranstaltung ist das alljährliche Umweltfotofestival ‚Horizonte Zingst‘, das in diesem Jahr zum 17. Mal vom 07. bis zum 16. Juni 2024 stattfindet. Während der Anfahrt nach Zingst am Freitag, den 19. April 2024 hatte es noch kräftig geregnet, aber am Nachmittag zeigten sich Ostsee und Landschaft von Zingst bei Temperaturen um 8 Grad mit dekorativen Wolken im Sonnenschein.
Katharina und Dieter hatten einige ihrer Aufnahmen vorbereitet, um sie uns während unserem Online-Phototalk vorzuführen. Eröffnet wurde die Präsentation mit einem Bild der Bootshütten von Ahrenshoop. Eine Ansicht, bei der wohl jeder Betrachter sofort den Wunsch verspürt, selbst dort zu sein. Es folgten stimmungsvolle Bilder von Buhnen am Strand der Ostsee und der Seebrücke Zingst, die zu unterschiedlichen Tages- und Abendzeiten über Langzeitbelichtungen aufgenommen wurden. Die zurückhaltenden, pastellartigen Farben können echt begeistern! Mehrere minimalistisch anmutende Aufnahmen bieten Ansichten, in denen Buhnen, Wellen und Strand durch die Langzeitbelichtungen ansatzlos verschmelzen.
Am Kopf der 270 m langen Seebrücke Zingst befindet sich eine interessante Tauchgondel, mit der bis zu 30 Besucher unter die Wasseroberfläche der Ostsee abtauchen können. Besucher, die dieses kleine Abenteuer bereits gewagt haben, berichten dazu, dass man nur selten durch die Gondelfenster einige kleine Meereslebewesen sehen kann, aber es gibt Informationen über einen 3D-Film, der die Schönheiten der Unterwasserwelt und der Küstengebiete der Ostsee mit Flora und Fauna zeigt. Die Tauchgondel wurde im Juni 2013 in Betrieb genommen und ist seitdem ein weiteres Highlight des ohnehin schönen Ostseeheilbades Zingst. Sehr gut gefallen haben mir auch die im Bild festgehaltenen Sonnenuntergänge, der an den Strand angrenzende, sturmgezeichnete Birkenwald, der vorteilhaft in Schwarz/Weiss präsentiert wurde und die aufgenommenen Fotos zur Blauen Stunde, bei denen auch die künstlichen Beleuchtungen der Seebrücke einbezogen wurden.
Wie auf den Making-of-Bildern zu sehen war, hat Katharina ihr Equipment mit einem neuen Stativ und einem praktischen Rucksack erweitert. Katharina hat weitestgehend mit einem Tamron-Objektiv 28-75 mm an ihrer Sony-Kamera fotografiert, Dieter setzte an seiner Pentax-Kamera auch ein 12mm-Weitwinkelobjektiv ein. Die Verpflegung zwischendurch scheint durchweg bestens gewesen zu sein. Über ein Foto vom Iberico-Kotelett im Cafe-Restaurant Moby Dick im Ostseebad Wüstrow ist Dieter das Gericht in sehr guter Erinnerung geblieben! Dieser Ausflug nach Zingst war ein rundum gelungener Photowalk mit guten Witterungsverhältnissen und sehenswerten fotografischen Ergebnissen! Heinz-Dieter ist mit der Sichtung und Bearbeitung seiner Zingst-Bilder noch beschäftigt, vielleicht sehen wir einige seiner Bilder bei einem unserer nächsten Online-Phototalks.
Eines der bevorzugten Fotothemen ist für Heinz-Dieter die Streetfotografie, zu der er in der Vergangenheit bereits einige Workshops besucht hatte und sehr gerne auch mit seiner Reiselust verbindet. So war er unter anderem bereits in Brasilien, der Dominikanischen Republik, Kambodscha, Kuba und in Indien. In der Streetfotografie geht es unter anderem darum, besondere Szenen im öffentlichen Raum, im Alltagsleben der Menschen, einzufangen. Bildgestaltung und Komposition sind wesentliche Merkmale. Um besondere Bilder zu erreichen, muss man die Umgebung intensiv beobachten, um im richtigen Moment den Kameraauslöser zu drücken. Es geht nicht um Portraits, sondern eher um Geschichten, um Gesellschaftskritik und das Leben im Allgemeinen. Gute Streetfotografie erzählt mit einem Bild eine Geschichte, die von unterschiedlichen Betrachtern aber auch variabel interpretiert werden kann. Dabei müssen auch nicht immer Menschen im Bild enthalten sein. Oftmals werden Bilder der Streetfotografie auf Schwarz/Weiss reduziert, um die Bildaussage auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Einige seiner bisherigen Street-Bilder hatte Heinz-Dieter für uns vorbereitet: Ein Mädchen, inmitten einer gleichgekleideten Gruppe von Schülerinnen, hatte Heinz-Dieters Kamera entdeckt und winkte ihm für sein Foto freundlich lächelnd zu. Für uns bizarr anzusehen, in Kambodscha zählt ein Tiertransport mit einem Moped zu den Alltagsansichten. Zwei lebende Hausschweine werden auf dem Rücken liegend mit einer selbst erstellten Halterung auf dem Gepäckträger eines Mopeds von A nach B transportiert. Ein Bild, das unterschiedliche Emotionen auslöst. Während der Mopedfahrer in die Kamera lächelt, weil diese Art Tiertransport für ihn ganz normal ist, sehen Tierfreunde diese Bildszene als Tierquälerei. Andere Länder, andere Sitten. In Deutschland würde diese Art Tiertransport unterbunden, beziehungsweise bestraft werden. Wir werden die Gepflogenheiten in Kambodscha durch unsere Entrüstung nicht ändern können, zumal der Lebensstandard der überwiegenden Bevölkerung nicht mit unserem in Deutschland zu vergleichen ist und die Menschen dort jeden Tag auch ihr Leben irgendwie mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln organisieren und gestalten müssen. Eine ebenso ungewohnte Ansicht für uns ist ein ordentlich gekleideter, auf seinem Moped schlafender Mann, der eine Pause nutzt, bis ein weiterer Fahrgast kommt. Diese Szene zeigt sich vor einer Fassade, die mit vielen Ornamenten versehen ist und auf einen Touristen-Spot hinweist. Ein weiteres Bild zeigt einen alten Mann, der auf einem Bordstein an der Straße sitzt. Seine Kleidung wirkt verschlissen, seine Turnschuhe haben schon lange Wege hinter sich. Um den Hals trägt er eine zweifach geschlungene Holzperlenkette – und an der Zigarre in der Hand ist man geneigt, zu erkennen, dass dieses Bild in Kuba entstanden ist. In Indien fotografierte Heinz-Dieter eine Szene von einer am Boden sitzenden, älteren Frau, die einem Geistlichen zuhört. Auch ein Bild, das viel Raum für eigene Fantasie und Interpretation lässt.
Aber auch in heimischer Umgebung gibt es viele Motive zur Streetfotografie, man muss sie nur erkennen. Auf dem Bielefelder Kesselbrink hat Heinz-Dieter seine ersten bewussten Streetfotografien im Rahmen eines Workshops aufgenommen. Der regelmäßige Wochenmarkt bietet mit seinen bunten Obstständen und multikulturellen Verkäufern und Besuchern ständig wechselnde Ansichten. Einkaufende Menschen, die mit gefüllten Einkaufstaschen und manchmal fremdwirkenden Bekleidungen die Marktszenen ‚besonders‘ aussehen lassen. Eines der Lieblingsfotos von Heinz-Dieter zeigt drei Männer an einem hellen Strand der Weser, die gegenüber der Siloanlage der Firma J. Müller, dem Spezialist für landwirtschaftliche Güter, auf einfachen Plastikstühlen sitzend, die Ruhe und Sonne am Fluss zum gemeinsamen Gespräch genießen. Der vierte, leere Plastikstuhl gehörte wohl dem Fotografen. Das interessante Motiv mit guter Bildgestaltung machen dieses in schwarz/weiss gehaltene Bild besonders!
Im Verlauf der Vorführung zur Streetfotografie wurde auch die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) erörtert. Ein komplexes Thema, das im Streitfall individuell zum aufgenommenen Bild geprüft werden kann, beziehungsweise werden muss. Dabei ist das Recht am eigenen Bild der abgelichteten Person(en) zu beachten. Um mögliche Schwierigkeiten zu vermeiden, sollte man die erkennbar fotografierte(n) Person(en) zur Aufnahme ansprechen und wenn eine Veröffentlichung geplant ist, um Erlaubnis dazu bitten. Bilder von Personen, die auf dem Bild nicht zu erkennen sind, sind unproblematisch bezüglich einer Veröffentlichung. Aber wie im Verlauf der Diskussion zu hören war, spielt auch die Kunst eine Rolle in der Streetfotografie, die im Einzelfall über das Recht am eigenen Bild einer Person gestellt wird. Wie dem auch sei, Streetfotografie ist eine spannende Disziplin, die in vielen Belangen gelernt sein will. Von der Erkennung der Szene, über die Bildgestaltung bis zur Empathie und manchmal auch Sympathie der Beteiligten untereinander. Ich bin sicher, dass aus der täglich aufgenommenen Bilderflut gute Aufnahmen der Streetfotografie in der erweiterten Zukunft am stärksten Beachtung finden werden.
Als weiterer Bildbeitrag standen abschließend noch die Ergebnisse zur Challenge ‚Frühling‘ aus. Andreas K. hatte sein Frühlingsfoto von der Burgterrasse der mittelalterlichen Ruine oberhalb der Stadt Vlotho aufgenommen. Es zeigt auf der rechten Seite die zum Lippischen Bergland zählenden Hänge von Winterberg und Ruschberg. Im Tal schlängelt sich die Weser durch die Landschaft, die sich auf der linken Bildseite mit leuchtend gelben Rapsfeldern unter blauem Himmel mit freundlich weißen Wolken zeigt. Tolle Farben, fantastisches Licht und schöne, stimmige Bildgestaltung! Für dieses Frühlingsbild war Andreas zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort! Silvia startete ihre Frühlingsbilder mit einem echten Maikäfer, den sie auf dem Laub einer Buchenhecke fotografierte. Es folgte ein tiefer Blick in einen Buchenwald, mit vielen sichtbaren, dunklen Baumstämmen, deren Ansichten nur durch das sonnendurchflutete, frische Grün des ersten Buchenlaubs unterbrochen werden. Ein deutliches Zeichen des Frühlings. Genauso wie die Makroansichten der Frühblüher Schneeglöckchen, Vergissmeinnicht und Traubenhyazinthe. Wer Silvia kennt, der weiß, dass sie die Pflanzen nicht einfach nur ‚abfotografiert‘ hat, sondern wie immer mit der ihr eigenen Kreativität präsentiert. Ich selbst habe eine Anzahl Frühlingsmotive aus den häufigen Besuchen in den Rieselfeldern gezeigt, bei denen zeitgemäße Landschaft, Teiche und Blänken, aber auch das Verhalten von Tieren und der Blütenstand von Pflanzen zur Frühjahrszeit dargestellt werden.
Im wahrsten Sinn des Wortes hat Ingrid mit ihren Frühlingsbildern wieder einmal ‚den Vogel abgeschossen‘! Natürlich nur mit der Kamera, nachdem sie eine bunte Kulisse mit vielen verschiedenen Frühlingsblumen zusammengestellt hatte. Die mit Drähten fixierten Blütenstängel bilden ein zartes, dichtes Blütendiorama, in dessen hinteren Bereich, unsichtbar, etwas Vogelfutter ausgelegt wurde. Und natürlich ließ sich ein Rotkehlchen von der Tierfreundin Ingrid anlocken und nahm Platz in der idyllischen Kulisse, was zu einigen außergewöhnlichen Aufnahmen führte. Es war viel Arbeit, den blühenden Rahmen für diese Bilder zu schaffen und zwischenzeitlich musste auch immer wieder nachgebessert werden, weil ungestüme Flügelschläge einer Taube auch schon einmal für Totalschaden sorgten – aber für diese Aufnahmen hat sich der Aufwand wieder einmal gelohnt! Tolle Frühlingsidee, die hervorragend umgesetzt wurde! Klasse gemacht, Ingrid!
Die Termine für die nächste Fotoausstellung des ExifCafés im Brackweder Rathaus-Pavillon wurden zwischenzeitlich von der zuständigen Mitarbeiterin der Stadt Bielefeld bestätigt. Die Ausstellung beginnt mit der Vernissage am Samstag, den 26. Oktober 2024 um 11.00 Uhr und wird anschließend bis zum 17. November gezeigt. Ab Mittwoch, den 23. Oktober können wir mit dem Aufbau und Gestaltung der Fotoausstellung im Rathaus-Pavillon beginnen. Die umfangreichen Planungsarbeiten nehmen wir mit den Erfahrungen unserer zurückliegenden Ausstellung in der Ravensberger Spinnerei ab sofort auf.
Wie in jedem ExifCafé-Phototalk gab es auch dieses Mal wieder etwas zu Lernen: Im Forum kam die Frage nach der optimalen Ausgabe der eigenen Bilder für den jeweiligen Anwendungsbereich auf. Daher erklärte und zeigte Sven uns live die in Adobe Photoshop und in Adobe Lightroom Classic notwendigen Arbeitsschritte, um dem Zweck angepasste Bilddaten zu generieren.
Nächste Termine? ‚Planet Ozean‘ im Gasometer Oberhausen. Die Ausstellung läuft bereits seit dem 15. März 2024 und ist noch bis zum 30.12.2024 zu sehen. Nach dem großen Erfolg der Ausstellung ‚Das zerbrechliche Paradies‘ im Gasometer Oberhausen, wollen wir uns auch die ‚Planet Ozean‘-Ausstellung ansehen. Aktuell ist die Ausstellung noch sehr überlaufen, im Herbst werden dann wahrscheinlich ruhigere Besuchstage möglich sein. Dieter und Axel haben sich entschlossen, kurzfristig einmal den Urwald Sababurg, im Reinhardswald, Nähe Kassel in Nordhessen zum Sonnenaufgang zu besuchen. Fahrtantritt ist um 4.00 Uhr morgens, gehofft wird auf Nebelstimmung, die die dortigen Urwaldbäume mystisch in Szene setzen könnte. Der Urwald Sababurg ist seit langer Zeit sich selbst überlassen, dort sind auf einer Fläche von ca. 92 ha 300 bis 400jährige Eichen und Buchen mit enormen Stammumfängen und starken, knorrigen Astgebilden zu finden. Seit 1907 steht das Gebiet unter Schutz und ist damit Hessens ältestes Naturschutzgebiet.
Im heutigen Online-Phototalk dominierten die Bildansichten, die mit den Kommentaren der Fotografen und Diskussionen reges Interesse fanden. Mit den nunmehr feststehenden Terminen für unsere nächste Fotoausstellung gibt es erneut ein intensives Langzeitthema, in das sich natürlich außer den ausstellenden Teilnehmern auch alle anderen ExifCafé-User mit Ideen, Rat und Tat einbinden können. Wir freuen uns auf eine gemeinsame, kreative Zusammenarbeit, die uns erneut eine außergewöhnlich gute Fotoausstellung gestalten lässt!