Das DFB-Pokalfinale zwischen Arminia Bielefeld und dem VFB Stuttgart war das beherrschende Thema am Samstag, dem 24. Mai 2025, aber für zwei Fotografen der ExifCafé Photocommunity Bielefeld OWL gab es an diesem Samstag noch ein weiteres besonderes Highlight mit der Vernissage um 11.00 Uhr zu ihrer Fotoausstellung ‚Sehnsucht‘ im Rathaus-Pavillon in Bielefeld-Brackwede.
Eigentlich war dieser Ausstellungstermin nicht im ExifCafé geplant, aber nachdem wir das terminierte Angebot vom Bezirksamt erhielten, haben Dieter Dröge und Axel Krause sofort zugesagt. Relativ schnell wurde das gemeinsame Thema mit Landschaftsfotografie von nah und fern gefunden, der Ausstellungstitel ‚Sehnsucht‘ war nach kurzen Gesprächen die zutreffende Benennung für die auszuwählenden Bildmotive.
Sehnsucht ist ein tief verwurzeltes, oft unerklärliches Verlangen nach etwas, das häufig unerreichbar scheint. Sie entspringt einem Gefühl der Unvollständigkeit und dem Wunsch, bestimmte Momente oder Zustände zu erleben oder zu finden. Sehnsucht ist eine kraftvolle Inspirationsquelle, die uns alle antreibt – jeden auf seine eigene, individuelle Weise. Während sie Dieter Dröge immer wieder in seine vertraute alte Heimat zurückführt, zieht es Axel Krause in weit entfernte, nordische Länder. Bei beiden Landschaftsfotografen wird aus dieser Sehnsucht die Motivation geboren, ihre individuellen Eindrücke fotografisch festzuhalten. Was beide Fotografen verbindet, ist die Suche nach außergewöhnlichen Blickwinkeln auf besondere Landschaften in Verbindung mit außerordentlichen Lichtstimmungen und seltenen Wetterphänomenen.
Die für die Ausstellung ‚Sehnsucht‘ ausgewählten Bilder verdeutlichen die tiefe emotionale Verbundenheit der Fotografen mit ihren Motiven. Die Betrachter werden eingeladen, einen Ausflug in das nahegelegene Wesertal und die Ottensteiner Hochebene zu unternehmen, die aufgrund ihrer geografischen Lage und Beschaffenheit oft in mystischen Nebel gehüllt sind. Bilder der schneebedeckten Lofoten und der unberührten Natur Islands beeindrucken mit der unermesslichen Kraft und Stärke spektakulärer Wasserfälle, markanten Felsgebirgen und den menschlichen Bestrebungen, in den schroffen Landschaften Lebensräume zu schaffen.
Der Rathaus-Pavillon in Bielefeld-Brackwede ist eine sehr gut geeignete Location für Fotoausstellungen, weil durch die umlaufende, bodentiefe Fensteranordnung auf drei Seiten des rechteckigen Raumes sehr gute Tageslichtverhältnisse vorhanden sind. Ergänzt durch die hohe Deckenbeleuchtung ist die komplette Ausstellungsfläche hervorragend ausgeleuchtet. Aufgrund der Erfahrungen durch Ausrichtung unserer zurückliegenden Werkschau ‚Momente‘ im Rathaus-Pavillon wurde der Aufbau der Stellwände und die Aufhängung der Bilder über tatkräftige Mithilfe von ExifCafé-Usern zügig erledigt. Ein im Vorfeld auf den aktuellen Bedarf erarbeiteter Stellwandplan und die festgelegte Reihenfolge der Ausstellungsbilder sorgten für problemlosen organisatorischen Ablauf. Gezeigt werden in der Ausstellung 46 Bilder, größtenteils gerahmt ohne Glas, aber es sind auch einige großformatige Drucke auf Aludibond dabei.
Zur Vernissage Ausstellung wurden die Besucher mit Getränken und Salzgebäck an den Stehtischen empfangen. Alles war bestens organisiert und vorbereitet und sogar ein Blumenstrauß auf dem Rednerpult war vorhanden. Dafür möchten wir unseren Dank an Ingeborg und Susanne für ihren Einsatz und die umfangreiche Hilfe aussprechen.
Vincenzo Copertino, stellvertretender Bürgermeister von Bielefeld-Brackwede, eröffnete die Ausstellung ‚Sehnsucht‘ mit seiner Ansprache an die zahlreich versammelten Besucher im Rathaus-Pavillon. „Sehnsucht ist ein starkes Wort, es ist kein lauter Ruf, es ist ein leises Ziehen im Innersten, ein Blick zurück, ein Streben nach vorn, ein Gefühl dazwischen. Und genau dieses Gefühl haben Dieter Dröge und Axel Krause mit ihren Fotografien meisterhaft eingefangen.“ Er gab den Hinweis auf die zwei ganz unterschiedlichen Welten: „Auf das neblige Wesertal und die frostige Hochebene der ehemaligen Heimat von Dieter Dröge, einem Ort zwischen Ruhe und Erinnerung. Axel Krause zieht es immer wieder in die rauen Landschaften des Nordens, Island, Färöer und Lofoten. Orte, die nach Einsamkeit klingen und nach Abenteuer riechen. Beide Fotografen zeigen uns, Sehnsucht hat viele Gesichter. Sie kann in einer Serpentinenstraße liegen, in einer überreifen Wiese, im Spiel des Lichts mit dem Nebel oder in der rauen Schönheit nordischer Küsten, in einem Sturm, in einem Moment zwischen Sonne und Schnee.“ Er dankte den Fotografen nicht nur für ihre Bilder, sondern auch den Mut, ihre Sehnsucht mit den Besuchern der Ausstellung zu teilen. „Denn in einer Zeit, in der wir oft von Lautstärke, Tempo und Oberflächlichkeit geprägt sind, bieten ihre Werke einen Moment des Innehaltens und des Staunens und vielleicht auch der Selbstreflexion.“ Ein Dank wurde auch unserer ExifCafé Photocommunity als Unterstützer der Ausstellung ausgesprochen, „die damit nicht nur einen Beitrag zur kulturellen Vielfalt in unserer Stadt leistet, sondern auch den künstlerischen Dialog sehr stark fördert.“ Mit dem Wunsch für viele interessierte Besucher zur Ausstellung und der Anregung zu interessanten Gesprächen untereinander und mit den Fotografen beendete Vincenzo Copertino seine Rede.
Dieter Dröge dankte Vincenzo Copertino für seine Ansprache und den Bezirksamt-Mitarbeiterinnen Frau Jandt und Frau Lange für die Möglichkeit zur Ausrichtung der Fotoausstellung im Rathaus-Pavillon. Er begrüßte die anwesenden Besucher und erläuterte kurz einige Merkmale unseres ExifCafés. Danach stellte Dieter Dröge den Fotografen Axel Krause vor, der der Naturfotografie in allen Facetten sehr verbunden ist. Neben der klassischen Landschaftsfotografie betrachtet er die Natur auch im Detail. Unter dem Titel ‚Blütenzauber – Zauberblüten‘ zeigte er im Juni 2023 im Rathaus-Pavillon die besondere Schönheit und Ausstrahlung von Blumen. Eine besondere Herausforderung der Blütenfotografie ist das Spiel, zwischen Schärfe und Unschärfe den richtigen Focus zu finden und die Pflanzen / Blüten charakteristisch angemessen herauszustellen. Im Fokus steht für Axel Krause nicht die Schönwetter-Fotografie, sondern die Suche nach besonderen Motiven, die er mit vorhandenem Licht so natürlich wie möglich darstellt.
Axel Krause stellte anschließend Dieter Dröge vor, dessen fotografische Genres die Architektur-, Landschafts- und Astrofotografie sind. Er sprach von der umfassenden Bearbeitung und Gestaltung der Bilder beider Fotografen, von der Aufnahme und Bearbeitung bis zum abschließenden Print in Eigenarbeit und vom erweiterten persönlichen Engagement. Um besondere Bilder zu erhalten, muss man auch von normalen Tagesabläufen abweichen und mitunter sehr früh aufstehen, um vor Sonnenaufgang zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Und natürlich gehört auch etwas Glück für ein außergewöhnliches Foto dazu, wobei Kenntnisse der Umgebung und Erfahrung über Wettersituationen sehr viel helfen können.
Damit war die Ausstellung eröffnet, die Besucher:innen und Fotografen begaben sich zu den Bildern und waren sehr schnell im gemeinschaftlichen, kommunikativen Austausch.
Die in der Ausstellung ‚Sehnsucht‘ von Dieter Dröge gezeigten Bilder stammen aus seiner alten Heimat, dem Weserbergland. Besondere Beachtung erhalten dabei die Ottensteiner Hochebene und die ’13 Kurven‘, eine Serpentinenstraße, die vom Wesertal hinauf zur Hochebene führt. Diese Motive entfalten ihren besonderen Reiz, wenn im Wesertal eine Inversionswetterlage herrscht. Der Blick von oben auf die dichte Nebeldecke vermittelt das Gefühl, über den Wolken zu stehen. Aber auch unter normalen Wetterbedingungen bieten die frühen Morgenstunden, kurz vor Sonnenaufgang, immer wieder beeindruckende Ansichten. Aufgrund des Höhenunterschieds zwischen Wesertal und Hochebene kommt es häufig vor, dass es im Tal neblig und feucht ist, während in der Hochebene bei klarem, blauen Himmel bereits Minusgrade herrschen, was zur Bildung von Raureif auf der Vegetation führt – ein wahrhaft fantastischer Anblick! Ein besonders eindrucksvolles Motiv auf der Hochebene ist die alte Hattenser Kirche. Das letzte verbliebene Gebäude des ehemaligen Dorfes Hattensen wird heute von den Bewohnern der Ottensteiner Hochebene als Friedhofskapelle genutzt. Im Schatten einer imposanten Linde befindet sich auf dem kleinen Friedhof das Grab von Antonio Congo, der im Alter von 8 Jahren in Gumbata (Afrika) seinen Eltern geraubt und als Sklave nach Brasilien verschleppt wurde. Dort wurde er vom Hamburger Kaufmann Ferdinand Schlüter freigekauft und in Hamburg christlich erzogen. Antonio Congo erlernte das Tischlerhandwerk und kam während seiner Wanderschaft nach Ottenstein, wo er erkrankte und im Januar 1843 verstarb. Um das außergewöhnliche Grabmal, bestehend aus zwei schweren Sandsteintafeln, die jeweils am Kopf- und Fußende des Grabes aufgestellt sind, ranken sich viele Legenden. Eine davon besagt, dass Antonio Congo auf der Suche nach dem Sklavenhändler war und ihn mit dem Ottensteiner Bürger Schomburg, dem größten und grausamsten Sklavenhändler weit und breit, gefunden hatte. Der Legende nach ließ ausgerechnet der Sklavenhändler Schomburg das kostspielige und außergewöhnliche Grabmal errichten.
Besonders gut gefallen hat mir in der Ausstellung Dieter Dröges großes Panoramabild mit der Ansicht der Ottensteiner Feldmark kurz nach Sonnenaufgang. Im Vordergrund ist ein großflächiges, grünes Feld zu sehen, auf der linken Seite, am Feldrain ein weißes Haus, das einen markanten Kontrast im Motiv darstellt. Im Hintergrund liegt weißer Nebel über dem Tal und über alledem eine Wolkendecke in farblichen Abstufungen von schwarz bis weiß und wolkenlos, durch die gebündelte Lichtstrahlen der Sonne die Landschaft erhellen. Ein besonderer Moment und bezeichnendes Motiv der Ottensteiner Hochebene, das die Weite, das angrenzende, nebelige Tal und die Vielfalt von Wetterstimmungen in einem Bild zeigt.
Aber auch Dieter Dröges weitere Bilder, von den raubereiften Bäumen vor strahlend blauem Himmel an den Serpentinen der ’13 Kurven‘, die Inversionswetterlage mit der aufgehenden Sonne über dem nebelgefüllten Tal, die Ottensteiner Hochebene zu allen Jahreszeiten und der Blick auf die kleine Hattenser Kirche aus verschiedenen Perspektiven sind bemerkenswerte Fotoarbeiten.
Axel Krause widmet sich seit vielen Jahren der Landschaftsfotografie. Die in dieser Ausstellung gezeigten Bilder entstanden in den letzten 15 Jahren während seiner Reisen nach Island, den Färöer-Inseln und Norwegen, insbesondere auf den Lofoten. Bei seinen langen Wanderungen durch die rauen Landschaften nutzte er stets ein stabiles Stativ, um bestmögliche Bildqualität zu gewährleisten.
Für Axel Krause liegt der besondere Reiz des Nordens in der weitgehend unberührten Natur, der Einsamkeit und den häufigen, raschen Wechseln von Wetter, Licht und Stimmung, die es ermöglichen, innerhalb kurzer Zeit Sturm, Schneefall und Sonnenschein zu erleben. Diese intensiven Naturphänomene inspirieren und wecken in ihm die Sehnsucht nach diesen einzigartigen Momenten, die ihn immer wieder in den Norden ziehen. Sein Fokus liegt weniger auf der Schönwetterfotografie, sondern vielmehr auf der Suche nach besonderen Motiven mit außergewöhnlichen Lichtstimmungen, die er gerne auch im Winter, während der Übergangszeiten der goldenen Stunde fotografisch festhält. Sein Ziel ist es, die erlebten Wettersituationen so realistisch wie möglich festzuhalten. Um den Bildeindruck zu gestalten und eine beruhigende Atmosphäre zu schaffen, verwendet er oft individuelle Belichtungszeiten, einschließlich Langzeitbelichtungen.
Axel Krauses Bild ‚Wolkenbildung‘, das er auf den Lofoten aufgenommen hat, habe ich längere Zeit betrachtet und dennoch nicht den Zugang zu den Größendimensionen der darauf abgebildeten Felsenberge in der schneebedeckten Landschaft gefunden. Über der Winterlandschaft verläuft diagonal ein schmales, stumpfwinkliges Wolkenband (nahe einer Roll Cloud), hinter dem ein wolkenloser, blauer Himmel und davor Cirruswolken zu sehen sind. Auch hier hat Axel Krause zum richtigen Zeitpunkt den Kameraauslöser gedrückt, um diese außergewöhnliche Wolkenformation über der Landschaft festzuhalten. Dieser passende Zeitpunkt wird auch damit bestätigt, weil in diesem Moment ein Fahrzeug mit hell erleuchteten Scheinwerfern über eine Brücke oder Straßenerhöhung fährt, was sehr unauffällig in der unteren, linken Bildecke zu sehen ist. Durch dieses kleine Detail werden die Dimensionen der Felsenberge und Landschaft deutlich erklärt.
Jedes einzelne Bild in der Ausstellung von Axel Krause zeigt besondere Motive in Verbindung mit außergewöhnlichen Lichtstimmungen, Wolkenformationen und anderen Naturphänomenen.
Die Fotografen Dieter Dröge und Axel Krause haben mit ihren ausgestellten Fotografien ihre individuellen Sehnsüchte mit außergewöhnlichen Bildern visualisiert. Vielleicht gelingt es einigen Betrachtern, dabei ihre eigenen Sehnsüchte zu spüren und sich selbst zu fragen, was einer realistischen Umsetzung entgegensteht. Das wäre ein guter Anfang für ganz besondere Erlebnisse!
Die Ausstellung ‚Sehnsucht‘ im Rathaus-Pavillon Brackwede, Germanenstraße 22, 33647 Bielefeld, ist noch bis zum 15. Juni 2025 während der Öffnungszeiten jeweils samstags und sonntags von 13.00 Uhr bis 18.00 Uhr zu sehen. Der Besuch der Ausstellung ist kostenfrei. Beide Fotografen freuen sich über interessierte Besucher und kommen gerne mit ihnen ins Gespräch.