Die letzten Tage gab es reichlich Sonne und Hitze und danach, wie auch in unserer Region schon fast üblich, folgte eine Gewitterfront mit Starkregen. Eine Wetterlage, die mitunter für Angst und Schrecken sorgt, wenn die Regenmengen die eigene Wohnung bedrohen. Davon war leider auch einer unserer ExifCafé-User betroffen, statt Teilnahme an unserem Online-Phototalk waren Arbeiten im Keller und Trockenlegen vorrangige Aufgaben.
Die für diesen Online-Phototalk ausgegebene Challenge lautete ‚Spuren‘ und damit begann auch der Themenkreis an diesem Abend. Heinz zeigte uns ein Bild von einem alten, verwitterten Borgward-Oldtimer aus dem Autoskulpturenpark Neandertal, nahegelegen Düsseldorf-Mettmann. In einem ca. 20.000 Quadratmeter großen Waldanwesen hatte Michael Fröhlich sich selbst zu seinem 50. Geburtstag im Jahr 2000 genau 50 historische Fahrzeuge aus dem Jahr 1950 geschenkt und im Wald aufgestellt, die er seitdem in seinem ‚Open-Air-Museum‘ der Natur überlässt. Einerseits traurig, dass die historischen Fahrzeugmodelle immer mehr verfallen, andererseits fantastische Szene-Ansichten. Der alte Borgward hat noch eine mittig getrennte Frontscheibe, ein Scheinwerfer ist bereits herausgefallen und das noch vorhandene Nummernschild lässt auf die letzte Fahrt vor langer Zeit in Brasilien, Rio de Janeiro, schließen. Insgesamt hat die Witterung mit dem Zahn der Zeit der Karosserie und allen anderen Fahrzeugteilen in den Jahren arg zugesetzt – und gerade deshalb ist dieses Bild beeindruckend, weil es unter anderem vermittelt, dass sich die Natur in jeder Hinsicht alles zurückholt, was der Mensch ihr je genommen hat.
Sven präsentierte uns ein Bild vom letzten Ausflug nach Wilhelmshaven, das die alte Mole mit ‚Spuren von Möwen‘ zeigt. Etwa 30 Möwen haben sich auf dem menschenleeren Zugang zur Mole aufgereiht und bilden das Spalier für zu erwartende Besucher. Während der Langzeitbelichtung haben sich allerdings auch einige von ihnen durch die Szenerie bewegt und so ihre Spuren im Bild hinterlassen. Eine deutlich angenehmere Art von Spur als die, die sie sonst hinterlassen…
Jupp aus Oldenburg hat die örtliche Nähe zum Wasser, ist öfter auch auf Norderney. Sein Bild von Spuren am Strand, zwei unterschiedlich große Barfuß-Abdrücke nebeneinander, ergänzt durch einen Gummistiefel-Profilabdruck überrascht mit einer ‚erhabenen‘ Ansicht der Spuren, wobei man eigentlich eingedrückte Fußspuren im Sand erwarten würde. Wahrscheinlich haben Wasser und Schatten durch tiefstehende Sonne für diese ungewöhnliche Ansicht gesorgt. Direkt vor seiner Haustür hat Jupp auch noch über eine längere Intervallbelichtung kreisrund, formatfüllend Sternenspuren fotografiert, die nur von einem kleinen Teil einer Hausbedachung und einigen Baumwipfeln als Fixpunkte unterbrochen werden. Sein drittes Bild im quadratischen Format hat er auf einer Norderney-Düne gemacht – eine Bachstelze ist die letzten Meter bis zum Dünenkamm – spurenhinterlassend – hochgelaufen und präsentiert sich im hellen Dünensand vor strahlend blauem Himmel.
Alfreds Beitrag zum Thema ‚Spuren‘ zeigt uns in der Dunkelheit Fahrzeug-Lichtspuren auf einer Straße, die unter der blau angestrahlten Eisenbahnbrücke im Scharnhauser Park verläuft. Auf beiden Fahrspuren sind gegenverkehrsbedingt durchgängige weiße und rote Lichtspuren zu sehen, die sich auf der regennassen Fahrbahn, neben dem sich spiegelnden Blau der Brücke, reflektieren. Eigentlich sollte die Aufnahme noch mit der durchfahrenden Stuttgarter U-Bahn U7 auf der Brücke komplettiert werden, aber wegen eines Streiks war der Betrieb der U-Bahn ausgesetzt. Schade, aber auch ohne die durchfahrende U-Bahn ist es ein gelungenes Spuren-Bild geworden.
Nach Bekanntgabe des Challenge-Themas habe ich mich sofort an einige Bilder auf meiner Festplatte erinnert und die dann auch kurzfristig herausgesucht. Bei meinem letzten Rundgang am Steinhorster Becken zeigten sich auf einem angrenzenden Feld grafisch geordnete Traktorspuren im schwarzen Erdboden mit zwei besonders auffälligen Diagonalen. Diese Spuren waren auf alle Fälle ein Foto wert! Fast hätte ich jeden Tag zum überfliegenden Verkehrsflugzeug Airbus A380 um 16.30 Uhr die Uhr stellen können. Ein imposanter Anblick, wenn in ca. 11.000 Meter Höhe das Verkehrsflugzeug über seine vier Triebwerke mit breiten Kondensstreifen seine Spur am Himmel markiert. Mit 640 mm Brennweite konnte das Flugzeug mit dem am Rumpf deutlich erkennbaren Logo der Fluggesellschaft Emirates und den markanten Kondensstreifen in einer Diagonale auf dem Sensor festgehalten werden. Ein weiteres Bild hatte ich anlässlich einer Segelflugshow auf dem Oerlinghauser Flugplatz aufgenommen. Bei einer Kunstflug-Vorführung markierte ein Segelflugzeug mit großer Geschwindigkeit und Rauchfahnen an den Flügelenden einen treppenartigen Sinkflug. Beeindruckend, was mit einem Segelflugzeug alles möglich ist und was verstärkt durch die Rauchfahnen sichtbar wird. Damit wurde das Challenge-Thema ‚Spuren‘ abgeschlossen, es gibt aber noch viele weitere Ideen, auch ‚um die Ecke gedacht‘, die diese Themenstellung interpretieren können.
Alfred hatte bereits vor unserem Phototalk ein abendliches Bild der beleuchteten Weserschleuse/Schachtschleuse in Minden an Sven geleitet, mit dem er nach seiner Bearbeitung trotz aller sorgfältig vorgenommenen Schritte nicht recht zufrieden war. Seine Frage galt eventuellen eigenen Bearbeitungsfehlern oder noch zu optimierenden Möglichkeiten. Aufgenommen hatte er die dreiteilige Belichtungsreihe mit einem Canon EF 70-200 mm f/2.8 Objektiv über 130 mm von einem entfernten Standort mit Blende 11 und ISO 400. Nach Verrechnung der Belichtungsreihe und weiteren Bearbeitungsschritten war er mit der teilweise etwas farblosen, flauen Ansicht und einigen ausgefressenen Lichtspiegelungen der Beleuchtungen im Wasser nicht zufrieden. Sven hat das Bearbeitungsergebnis analysiert und war der Ansicht, dass die Belichtungsreihe von drei Bildern nicht genügend Inhalt für die Wiedergabe aller Tiefen und Lichter im Bild ausreichend war. Insbesondere eine kürzere Aufnahme für die Lichter wäre förderlich für das Ergebnis gewesen. In der weiteren Bearbeitung war Alfred dann auch der Himmel heller als der im Wasser gespiegelte Bildteil geraten, was jedoch unrealistisch ist.
Dieter hatte noch eine allgemeine Frage zum Zeichnen in Photoshop gestellt, die Sven schnell anhand der praktischen Darstellung in Photoshop erläutern konnte. Enthalten waren auch hilfreiche Tipps zum automatischen Zeichnen von geraden waagerechten oder senkrechten Linien mittels Tastenkombination. Kurz wurde auch noch das Thema ‚Entrauschen‘ diskutiert, wobei die Software Topaz DeNoise AI mit besonders guten Ergebnissen in der Gunst der Anwender vorne liegt. Einige Fotografen nutzen keine Entrauschungs-Software, sie brauchen keine, andere wenden sie bei Aufnahmen an, die bei wenig Licht oder mit hoher ISO-Zahl gemacht wurden oder auch bei Vergrößerung durch kleine Bildausschnitte, zum Beispiel in der Naturfotografie.
Nach den Erläuterung zu Adobe Lightroom und Adobe Photoshop konnten wir auch noch einige Bilder vom kürzlich zurückliegenden Photowalk einiger ExifCafé-User nach Wilhelmshaven sehen. Fotos vom Straßenverlauf über die Kaiser-Wilhelm-Brücke waren am frühen Abend schwierig zu aufzunehmen, weil der ampelgesteuerte, einspurige Brückenverkehr keine Zeit für eine korrekt ausgerichtete Kamera auf dem Stativ zuließ. Insgesamt ließen die gezeigten Bilder aber darauf schließen, dass das Wetter weitestgehend recht gut war. Mitunter waren gewaltige, weiße Wolkenformationen unterwegs, wobei in einer der Wolken auch häufig Blitze erkennbar waren. Bei diesem Ausflug wurde auch mal wieder ein Gruppenfoto geschossen, auf dem die gute Stimmung erkennbar ist. Die Stärkungspause wurde in der Wilhelmshavener NordseePassage absolviert, auch hier gab es nichts zu bemängeln. Nach einem ausgefüllten Photowalk wurde die Heimfahrt nach Bielefeld erst gegen 22.00 Uhr angetreten.
Was es sonst noch Neues gibt: Axel hat in seinem Equipment einen Tausch vorgenommen und sich eine Leica SL2 zugelegt. Um den Einstieg in die Leica-Kameratechnik praxisnah zu gestalten, wird er sich über ‚das Wesentliche‘ dazu mit Heinz unterhalten, der bereits seit längerer Zeit mit verschiedenen Leica-Kameramodellen fotografiert. Um vor dem Griff in den Fotorucksack schon einmal einen möglichen Motiv-Ausschnitt zu prüfen, ist der ‚View-Finder‘ ein geeignetes Hilfsmittel. Über Rastereinstellungen lassen sich bei dem ca. 9×9 cm großen Kunststoffteil die gängigsten Formatgrößen einstellen, aber auch individuelle Größeneinstellungen sind möglich. Sven hatte bereits den günstigsten Anbieter für den View-Finder im Netz gefunden, Dieter wird die Bestellungen der Interessierten über eine Sammelbestellung ordern. Noch eine Info: Wer sein Filtersortiment an Rollei-Filtern erweitern möchte, hätte aktuell über das Angebot ‚3 für 2‘ eine kostengünstigere Möglichkeit. Einfach mal beim Anbieter direkt informieren! Unsere diesjährige Sommerparty wird wieder in Ingrids Garten stattfinden, der Termin Mitte August ist bereits im Forum bekanntgegeben. Hoffen wir mal auf passendes Wetter, das uns ein interessantes Zusammensein im Garten ermöglicht. Außerdem schreiten die Vorbereitungen zu unserer Ende Oktober beginnenden Foto-Ausstellung ‚Momente‘ weiter voran.
Welche Ausstellungen wären für einen Besuch interessant? ‚Watch! Watch! Watch!‘ von Henri Cartier-Bresson vom 15. Juni bis 22. September 2024 im Bucerius Kunst Forum in Hamburg, ‚Die Wahrheit ist das beste Bild!‘ von Robert Capa vom 25. Mai bis 29. September 2024 im Kunstmuseum Pablo Picasso in Münster. Einige ExifCafé-User haben die Ausstellung bereits besucht und waren begeistert, andere wollen das noch nachholen. Die ‚World Press Photo‘ Ausstellung vom 28. September bis 20. Oktober 2024 im Depot in Dortmund. Etwas später wird diese Ausstellung auch wieder im Schloß in Oldenburg gezeigt, eventuell werden wir dann den späteren Termin wahrnehmen in Verbindung mit einem ergänzenden Ausflug an die Nordseeküste. Die Ausstellung ‚Unterwegs mit Marga Kingler‘ zeigt über 160 Bilder aus 40 Jahren Pressefotografie von 1951 bis 1991 im Zollverein Ruhr-Museum in Essen und läuft bereits seit dem 29. April 2024 bis zum 12. Januar 2025. ‚Planet Ozean‘ zeigt die faszinierende Schönheit der Weltmeere und ihre vielfältigen Lebensformen und ist im Gasometer Oberhausen seit dem 15. März bis zum 30. Dezember 2024 zu sehen.
Einige unserer ExifCafé-User befinden sich aktuell auf Urlaubsreise, zum Teil auch in ferne Länder, andere haben ihre Erholungszeiten oder Exkursionen noch vor sich. Für unsere nächsten Online-Phototalks dürfen wir auf Bilder und Berichte dazu gespannt sein.