Eben gerade haben wir noch über das ungemütlich kalte und nasse Wetter zum Jahresbeginn lamentiert und jetzt sind schon wieder vier Monate des neuen Jahres vorbei! Wie schnell die Zeit vergeht, registriere ich auch immer wieder an den monatlichen Terminen zu unseren Online-Phototalks. Nach wie vor ist das Interesse der ExifCafé-User an unseren Online-Phototalks groß, die Themen immer interessant und vielseitig, begleitet von gemeinsamem Spaß beim Austausch zu allen fotografischen Fragen und Antworten. Die Frage, ob es allen teilnehmenden Usern gut geht, wurde allseits bejaht, allerdings schien noch etwas Frühjahrsmüdigkeit vorhanden zu sein.
Einige unserer User hatten Mails zur Aktivierung zum Adobe Express Premium-Abo erhalten und stellten sich die Frage, ob es sich dabei um Spam oder eine sinnvolle Erweiterung des bereits bestehenden Foto-Abos handeln würde. Entscheidend ist aber wahrscheinlich zu wissen, was man tatsächlich braucht und auch nutzen möchte. Auf der Webseite von Adobe sind die ergänzenden Merkmale von Adobe Express Premium detailliert aufgeführt, damit kann jeder seine individuelle Entscheidung treffen.
Diskutiert wurde auch darüber, ob die Beibehaltung eigener Accounts bei facebook, Instagram und Co. noch sinnvoll ist. Der Anteil von Werbung ist übermäßig, der Nutzen von gewünschten Inhalten nur minimal. Einige unserer User haben sich bereits entschieden, diesen zeitraubenden Social Media-Kanälen den Rücken zu kehren. Die tägliche Bilderflut ist grenzenlos, leider gehen darin auch wirklich gute Fotografien einfach unter. Die Betrachtungszeit pro Bild dauert nicht länger als der nächste Klick und die Kommentare – wenn sie denn überhaupt zu einzelnen Bildern gegeben werden – bestehen oft nur aus Emojis oder oberflächlichen Bemerkungen. Und mit dem Klick zum nächsten Bild ist das vorherige auch bereits vergessen. Wem bitte kann das helfen oder wer von uns hat einen Nutzen davon? Ambitionierte Fotografen bestimmt nicht! Flickr oder 500px dagegen bieten Plattformen für zielgerichtete Ansprüche, aber auch hier ist die individuelle Auswahl für den Betrachter entscheidend.
Die ausgegebene Challenge-Aufgabe für diesen Phototalk lautete ‚Wald – als Ganzes oder als Detail‘. Mit diesem Thema fühlten sich viele ExifCafé-User angesprochen, selten wurde zu einer Aufgabenstellung eine so große Anzahl interessanter Bilder gezeigt! Zu viele, um alle aufzuzeigen, aber einige sollen hier dennoch genannt sein.
Andreas K. begann unseren ‚Waldspaziergang‘ mit seinem Bild von einem Lost Place, dem alten Kalk-Brennofen aus Beton im Schlüsselgrund, Horn-Bad Meinberg. Das hohe, vier Bauteile umfassende Kalkwerk wurde 1915 erbaut, die Produktion wurde 1957 eingestellt. Die frontale Ansicht des Betonklotzes, umwachsen von Wald, gegen den strahlend blauen Himmel fotografiert zeigt das skurril wirkende Motiv als altes, von der Natur zurückerobertes Industrie-Relikt. Gezeigt wurde das Bild in Farbe, weil viele Details der Verwitterung bei einer Schwarz/Weiß-Darstellung nicht erkennbar wären.
Als nasskalt, melancholisches Motiv könnte man die Aufnahme einer von Bäumen begrenzten Waldpassage bezeichnen, in der drei im dichten Nebel nur schemenhaft erkennbare Personen unterwegs sind. Dieses diffuse, im Halbdunkel aufgenommene Bild in schwarz/weiß zu präsentieren, ist die richtige Wahl, um die trübe, melancholische Wetterstimmung zu verstärken.
Stefan, der aufgrund eines Photowalks am Geiseltalsee (Tagebaurestsee im südlichen Sachsen-Anhalt) bei unserem Online-Phototalk nicht dabei war, hatte vorab schon seinen Beitrag zur Challenge übersendet. Er präsentierte uns im quadratischen Format einen imposanten Baum am Teichufer im Schlosspark Knauthain, dessen Äste bis in die Wasserfläche ragen. Interessante Aststrukturen, mit schöner Spiegelung im Wasser, formatfüllend aufgenommen. Entsprechend der Jahreszeit ist der Baum nur mäßig mit neu sprießenden Blättern belaubt, dadurch ergibt sich der ‚luftige Durchblick‘ auf die dahinterliegenden Bäume in frischem Grün.
Dieter K. war für einige Tage Anfang April im Harz unterwegs. Pilze am Totholz und mit Moos bewachsene Baumstümpfe waren unter anderem seine Motive. Beeindruckend und beängstigend zugleich ist sein Bild vom Waldsterben im Nationalpark rund um den Brocken, wo zahllose tote Bäume abgebrochen und kahl wie dunkle Zahnstocher in der Landschaft stehen. Klimawandel, Hitze und Trockenheit haben riesige Waldflächen absterben lassen und auch der Borkenkäfer hat seinen Anteil an dieser apokalyptischen Ansicht. Etwas Hoffnung machen die umfangreichen Baum-Neupflanzungen und das Engagement vieler Menschen, die sich für Wiederaufforstung, Schutz und Pflege der Wälder über verschiedene Initiativen einsetzen.
Silvia hat beim Naturschutzgroßprojekt in der Wistinghauser Senne nach dem großen Ganzen, den schottischen Hochlandrindern und Exmoorponys gesehen und dann nach einem Detail im Wald gesucht und dabei eine kleine Blume, ein einzelnes Buschwindröschen, mit ihrem neuen Objektiv, einer Festbrennweite 60mm f/2.4, aufgenommen. Gänzlich vom Hintergrund freigestellt und nur mit eigenen Grün ist der kleine Frühblüher ein fotografisches Abbild des Frühlings, zumal der gesamte Lebenszyklus der Pflanze auch nur im Frühjahr stattfindet. Wie immer, sehr kreativ unterwegs, hat Silvia ihrem Bildergebnis mit Filtereinsatz zu einem besonderen Look verholfen.
Heinz hat sich ins Zentrum mehrerer hoher Bäume gestellt und mit einer 12mm-Objektivsicht nach oben zum hellen Himmel fotografiert. Sein Bild zeigt die ins Zentrum zulaufenden Baumstämme und unzählige große und kleine Verästelungen. Wesentlich deutlicher sind diese Strukturen erkennbar, nachdem Heinz die Datei zum Negativ konvertiert und über Gradationskurven bearbeitet hat. Was dunkel war, ist jetzt hell und alle vorher hellen Bereiche werden dunkel dargestellt. Eine irreale Ansicht, die jedes Detail der kleinsten Verästelungen erkennen lässt. Idee und Umsetzung besonders – Bildergebnis außergewöhnlich!
Sven zeigte ein abstraktes Ergebnis seiner Waldansicht, das er mit einer 1/8 Sekunde aus der Hand geschwenkt aufgenommen hat. Über die längere Belichtungszeit und den Schwenk in vertikaler Richtung sind die Baumstämme, Äste, Zweige und Blätter, wie auch durchdringendes Licht allesamt verwischt, so dass die Waldszene ein grafisches Muster ergibt. Erstaunlich ist der absolut geradlinige Verlauf der Motivinhalte. Präsentiert wird das Motiv im XPan-Format, was dem Bildergebnis zu einer besonderen Ansicht verhilft.
Jupp hatte eine ähnliche Idee umgesetzt, die jedoch mit erkennbarem Waldboden, schlanken Baumstämmen und viel Licht im Hintergrund das Motiv wahrnehmen lässt, während Svens Bild inhaltlich schwerer identifizierbar erscheint. Außergewöhnliche Ansichten boten die durch Erosion freigelegten Wurzeln einiger Bäume in den Osenbergen (Barneführerholz). Die Wurzeln der Bäume sind auf einer Hügelformation einen halben Meter und höher freigespült und präsentieren sich wie zahlreiche, verschlungene Spinnenbeine. Besonders deutlich wird dieser seltene Anblick auf seinem Bild, bei dem ein einzelner Baum mit dicken, hohen Stamm auf den ca. 1 Meter hohen, stelzenartigen Wurzeln steht. Ein Anblick, den ich so noch nie gesehen habe!
Insgesamt hat das im Frühjahr neu sprießende, frische Grün der Bäume und Sträucher im Kontrast zum auf dem Boden liegenden, braun verwelkten Laub des letzten Herbstes unsere User zu stimmungsvollen Aufnahmen bewegt. Auch große, mit Bärlauch bedeckte Waldflächen waren zu sehen, junge Baumpflanzen, die ihre ersten Blätter tragen, imposante Baumkronen, knorrige Baumrinde einer sehr alten Eiche und naturbelassene Waldwege, auf denen Wanderer unterwegs sind. Viele der gezeigten Bilder wurden intensiver besprochen und mitunter auch die Alternativen von Farb- oder Schwarz/Weiß-Darstellung erörtert. In jedem Fall war das Waldthema für alle User so interessant, dass wir allein mit diesem Thema über 90 Minuten verbracht haben. Aber: Es hat sich gelohnt!
Unsere neue Challenge-Aufgabe lautet ‚Licht und Schatten‘. Wir freuen uns auf kreative Ideen und aufmerksame Beobachtungen bei der fotografischen Umsetzung.
Die künstliche Intelligenz (KI) wird mit weiteren Entwicklungsschritten immer intensiver und vielfach auch unbemerkt in unterschiedlichen Bereichen unserer Alltagsabläufe eingesetzt und natürlich ist auch Fotobearbeitungssoftware davon betroffen. Adobe Photoshop stellt mit einem aktuellen Update die KI-basierten Fähigkeiten zur Änderung von Farben bereit. Die Änderung von Farben ist schon seit langer Zeit in Adobe Photoshop möglich, jetzt wurde diese Aufgabe durch KI-basierten Einsatz stark vereinfacht. Wie schnell und vor allem wie einfach Farbänderungen jetzt mit KI-Unterstützung möglich sind, demonstrierte uns Sven anhand praktischer Beispielbearbeitungen.
Auch Adobe Lightroom Classic hat einige Neuerungen erhalten: Ergänzende Unterstützung für weitere Kameramodelle, Verbesserungen für das Kamera-Tethering, automatische Erkennung von Landschaftselementen wie Berge, Wasser, natürlichen Boden, künstlichen Boden, Architektur und mehr mit der Funktion ‚Landschaft auswählen‘ und das Werkzeug ‚Freistellen und transformieren‘. Adobe Photoshop und Adobe Lightroom sind aufgrund der umfassenden Leistungsfähigkeit noch immer komplex, aber mit eingesetzter KI werden Bildbearbeitungsschritte zunehmend vereinfacht.
Silvia hatte uns bereits beim März-Online-Phototalk über ihren geplanten Hamburg-Photowalk informiert, bei dem sie die schönsten Treppenhäuser in den Fokus nehmen wollte. Von den sehenswerten Ergebnissen hat uns Silvia einige gezeigt, ehe die Technik streikte und wir die Fortsetzung auf den kommenden Mai-Online-Phototalk verlegt haben. Darauf können wir uns also schon jetzt freuen!
Was steht auf dem Plan für gemeinsame Aktivitäten der Exif.Cafe-User?
Spontan wurde die Ausstellung ‚Powerful Moments‘ mit eindrucksvollen Fotografien aus dem Bereich Sport von Anja Niedringhaus zum kurzfristigen Besuch vorgeschlagen. Diese Ausstellung wird im FAN (Forum Anja Niedringhaus) in Höxter noch bis zum 31. Oktober 2025 zu sehen sein.
Lars Beusker, seines Zeichens Naturfotograf des Jahres 2021 (IPA) und bester Wildlife-Fotograf der Jahre 2022 und 2023 (IPA), lädt am 10. Mai 2025 ab 11.00 Uhr zu einem ‚Meet & Greet‘ in seine Privatgalerie ein. Die 159.gallery im Mies-van-der-Rohe-Weg 1, 59302 Oelde, mit den großformatigen Tierportraits war bereits öfter Ziel unserer gemeinsamen Ausflüge. Äußerst sehenswert!
Am 24. Mai 2025 wird die Ausstellung ‚Sehnsucht‘ mit der Vernissage um 11.00 Uhr im Rathaus-Pavillon Bielefeld-Brackwede in der Germanenstraße 22 eröffnet. Unsere Fotografen Dieter Dröge und Axel Krause präsentieren in der Ausstellung Fotografien ihrer Sehnsuchtziele von nah und fern. Die Ausstellung ‚Sehnsucht‘ verdeutlicht die tiefe emotionale Verbundenheit der Fotografen mit ihren Motiven. Sie lädt die Betrachter ein, einen Ausflug in das nahegelegene Wesertal und die Ottensteiner Hochebene zu unternehmen, die oft in mystischen Nebel gehüllt sind. Gleichzeitig wecken die Bilder der schneebedeckten Lofoten und der unberührten Natur Islands das Fernweh und regen zu längeren Reisen an. Geöffnet ist die Ausstellung vom 24. Mai bis zum 15. Juni 2025 jeden Samstag und Sonntag von 13.00 bis 18.00 Uhr.
Dieser Online-Phototalk hat den zeitlich geplanten Rahmen wieder einmal ausgedehnt. Aber so ist das, wenn interessante Themen, Diskussionen und Bilder die Zeit zu schnell vergehen lassen. Aber es dauert bestimmt nicht lange, bis wir uns wieder gemeinsam mit Fotografie beschäftigen…