Noch immer ist Urlaubszeit, darum hatte sich zum aktuellen ExifCafé Online-Phototalk über unser Forum noch einmal eine etwas kleinere Runde zur Teilnahme eingetragen. Aber auch mit einer reduzierten Teilnehmeranzahl fand erneut reger Austausch statt und es wurden viele Bilder gezeigt. Zum Beginn unserer Online-Phototalks werden jeweils die fotografischen Ergebnisse unserer ausgegebenen Challenge-Aufgabe gezeigt, die dieses Mal ‚Obst – setzt Obst auf klassische oder moderne Art und Weise in Szene‘ lautete.
Heinz hatte dazu ein Schwarz/Weiss-Foto erstellt, das einen angebissenen Apfel zeigte, an dem sich auch bereits eine Made bediente. Gefunden hatte er sein schon fast minimalistisches Motiv während einer Radtour auf einer Bank, die auf einer Streuobstwiese am Haus Nottbeck stand. Die Schärfe ist begrenzt auf den Apfel, die Umgebung bleibt unsichtbar im verschwommenen Umfeld. Schwarz/Weiss und auf das Wesentliche reduziert – Heinz hat damit wieder einmal seinen Leitspruch umgesetzt!
Das Bild von Dieter D. zeigt schon wesentlich üppigere Details. Eine aufgeschnittene Honigmelone, von der ein Viertel zugeschnitten neben appetitlichem Serrano-Schinken auf einem schwarzen Teller liegt. Sein Bild ist sehr eng zugeschnitten, etwas mehr Raum hätte dem Motiv gutgetan. Aber geschmacklich war es bestimmt ein echtes Highlight.
Jupp hat sich mit seinem Obst-Bildergebnis viel Mühe gegeben: Ein Apfel, der in der Luft schwebend von einem Wasserstrahl getroffen wird. Ein Bild, erstellt in seinem Garten, das den Titel ‚Splash‘ verdient. Um darzustellen, wie er sein Foto aufgenommen hat, lieferte Jupp die Ansicht des ‚Making-of‘ ergänzend dazu. Über zwei Stativgestelle hatte er eine verbindende Tragfläche montiert, in deren Mitte ein Apfel an einem Draht herunterhing. Mit dem vorhandenen, sonnigen Tageslicht und der Beleuchtung des Apfels über einen zusätzlichen Reflektor fotografierte er den von ihm aus einem Becher auf den Apfel geworfenen Wasserstrahl mit einer 1/8000 Sekunde Belichtungszeit mit 30 Bildern/Sekunde. Zur besseren Freistellung des Apfels hatte er den weitestgehend dunklen Hintergrund einer Hecke für seine Aufnahme gewählt. Bis ein Bild seinen Vorstellungen entsprach, hatte er unzählige Versuche unternommen und reichlich Wasser verbraucht. Entstanden ist dabei jedoch ein sehenswertes Bild und die gesammelten Erfahrungen werden ihm bei einem ähnlichen zukünftigen Shooting zu weiteren außergewöhnlichen Bildern verhelfen.
Stefan hat bei seinen Bildern etwas geschummelt, denn eine Bedingung zur Challenge lautet ‚Das Bild muss in der Kamera entstehen‘. Stefan hat einen Pfirsich in der digitalen Nachbearbeitung des Fotos mit der Anschnittansicht einer Kiwi ‚gekreuzt‘ und das mit seinem zweiten Bild auch mit einer Erdbeere mit Kiwi-Anschnitt gezeigt. Das Erdbeerbild finde ich besonders interessant, weil die Blätter des Erdbeerstiels die eingeblendete, aufgeschnittene Kiwi noch überdecken. Gute Arbeit bei der digitalen Bearbeitung, die jedoch nicht ganz regelkonform zur Challenge verlaufen ist.
Dieter K. hat eine Glaskugel für seine kreativen Obstbilder genutzt. Die in einer Schale liegenden Limetten und Zitronen hat er senkrecht von oben durch die Glaskugel fotografiert. Die Seitenränder der Glaskugel wirken wie ein farbiger Teller, auf dem die Schale mit den Zitrusfrüchten steht, während im Hintergrund die unscharfen, größeren Ausmaße der Schale mit den Früchten erkennbar sind. In einem zweiten Bild hat Dieter K. die Glaskugel während der Aufnahme zusätzlich mit einer bewegten Taschenlampe beleuchtet, die rötliche Reflexionen innerhalb und außerhalb der Glaskugel erzeugte.
Ein spontaner Gastbeitrag zum Thema „Obst“ erreichte uns von Sven, der sich zum Zeitpunkt unseres Online-Phototalks im Auslandsurlaub befand. Seine präsentierten ‚Meeresfrüchte‘ lösten Heiterkeit aus, denn sein Bild zeigte drei selbstgeangelte, auf einem Felsen liegende, stattliche Makrelen, die nach dem Petri Heil-Erfolg zum Abendessen in der Pfanne landeten.
Ich selbst war mit meinem geplanten Obstbild gescheitert, nachdem ich im Handel keine geeignete Birne mit einem passenden Umfang zum Stielende und geeigneter Länge gefunden habe. Die Idee war, das 27er Schraubgewinde einer Glühlampe mit Glaskolben und Glühfaden, aber ohne Glaskörper in eine echte Birne einzusetzen. Die gekauften ‚Kompromissbirnen‘ wurden nach versuchter Anpassung frustriert aufgegessen und das Vorhaben aufgegeben – aber ich weiß jetzt, worauf es bei einem möglichen neuen Versuch ankommt!
Nach den gezeigten Challenge-Ergebnissen präsentierte uns Dieter D. seine mit KI ergänzten Bilder, die er bei einem Ausflug nach Dortmund aufgenommen hatte. Zwei massive Steinbrückenpfeiler, rechts und links neben einem Flusslauf, die einer ehemaligen Eisenbahnstrecke dienten, haben keine mittlere Verbindung. Die hat Dieter D. mittels KI wieder herzustellen versucht und dazu mehrere bildliche Vorschläge der KI erhalten. Einer davon zeigt eine eingepasste, halbrunde Stahlkonstruktion, allerdings fehlte im Bild die Spiegelung der Brückenverbindung im Wasser. In einem weiteren Vorschlag hat die KI jedoch eine wirklich gute Ansicht erstellt. Die Ergänzung zeigt einen identischen Bogen aus gleichem Steinmaterial wie die bestehenden, realen Brückenpfeiler, mit angepasstem Farbton und auch die Spiegelung des ergänzten Brückenbogens erscheint perfekt abgebildet im Wasser. Künstliche Intelligenz kann nicht alles auf Anhieb, aber mit detailliert eingegebenen Informationen kann sie durchaus sehenswerte Ergebnisse liefern.
Es folgten einige Bilder von unserem Ausflug nach Wilhelmshaven, der uns zur goldenen Stunde, kurz vor Sonnenuntergang, außergewöhnliches Licht zur Fotografie der alten Mole bot. Aber auch die in Schwarz/Weiss gezeigten Aufnahmen der alten Mole sind schon besonders. Es ist immer wieder interessant, sich Aufnahmen von unseren zurückliegenden Photowalks anzusehen.
Stefan Kull wird zusammen mit Alex Karbouj am 5. September 2025 in der Bürgerwache am Siegfriedsplatz in Bielefeld einen Vortrag im Rahmen der NABU-Veranstaltungen mit dem Titel ‚Zwei Blickwinkel auf die Naturfotografie‘ halten. Zwei Naturfotografen mit dem Schwerpunkt zur Vogelfotografie, die mit unterschiedlicher Vorgehensweise außergewöhnliche Naturbilder fotografieren. Alex Karbouj nimmt sehenswerte Bilder über Ansitzeinrichtungen (auch aus dem Tarnzelt) auf, oftmals auch in Naturschutzgebieten mit erforderlichen Genehmigungen der jeweiligen Behörden. Stefan Kull ist eher fußläufig mit der Kamera in der Natur unterwegs. Neben den Erzählungen der beiden Fotografen von Naturreisen und Tipps zur Wildlife-Fotografie werden viele Fotos gezeigt. Von diesem geplanten Vortrag konnten wir vorab einige von Stefans Bildern sehen.
Der Anfang der Bildreihe zeigte die Seebrücke in Zingst im Gegenlicht des Sonnenuntergangs, dessen warmes Licht durch die Fenster der Tauchgondel scheint. Auf der Seebrücke schauen sich mehrere Personen, die als Silhouetten im Bild erscheinen, den Sonnenuntergang an. Ein besonderes, stimmungsvolles Bild durch eine außergewöhnliche Perspektive. Während seines Urlaubs auf dem Darß ist Stefan über 400 km mit dem Fahrrad gefahren und hat dabei fantastische Fotos aufgenommen. Der Darß ist eine Halbinsel an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns und Teil des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft, einem der größten Schutzgebiete in Deutschland.
Mit dem Blick für die Besonderheiten der Natur ist Stefan oft schon vor Sonnenaufgang mit seiner Kamera unterwegs. Seine Aufnahme vom Sonnenaufgang um 4.00 Uhr morgens im Moor ist ein Augenblick, den nur ganz wenige von uns bisher erlebt haben dürften. Die ganz frühen Morgenstunden haben Stefan auch mit einem Bild einer Herde friedlich ruhender Hirsche belohnt, in dessen Hintergrund die Weite der Ostsee zu sehen ist. Wenn die Natur mit seiner vielfältigen Tierwelt frühmorgens erwacht, ist die Chance auf außergewöhnliche Fotos besonders groß. Dazu zählen Begegnungen – und Wildlife-Fotos – mit einem hungrigen Fuchs auf der Suche nach seiner ersten Beute oder eine Blindschleiche, die sich durchs Gras schlängelt, aber auch die ganz kleinen Tiere können begeistern, wie zum Beispiel die Kreuzspinne in ihrem morgentaubenetzten Spinngewebe. Etwas mulmig fühlte sich Stefan, als er urplötzlich einem Wildschwein gegenüberstand. Dennoch hatte er den Mut, erst noch den Auslöser seiner Kamera zu drücken, bevor er sich vorsichtig zurückzog. Durch die tiefstehende, morgendliche Sonne und die Position des Wildschweins ist eine Kopfhälfte in sehr schönem Licht zu sehen und am Auge des Wildschweins erkennt man deutlich, wie es sein Gegenüber fixiert. Glücklicherweise ging diese Begegnung friedlich aus, denn Begegnungen mit Wildschweinen können durchaus gefährlich werden, besonders dann, wenn Frischlinge oder Jungtiere dabei sind.
Stefans besonderes Interesse gilt jedoch der Vogelfotografie. Um 5.00 Uhr am frühen Morgen fand er im Schilf einen Trupp Bartmeisen. In Deutschland leben Bartmeisen hauptsächlich in Küstengebieten der Nord- und Ostsee. Das adulte Männchen ist an seinem hell-blaugrauen Kopf mit dem markanten, schwarzen Bartstreif und weißer Kehle zu erkennen, die Weibchen am beigebraunen Kopf, ohne schwarzen Bart, die Kehle ist hellgrau. Es ist ein besonderes Glück, dieser Vogelart zu begegnen. Zu den besonderen Momenten gehörte auch die Sichtung eines Seeadlers, der von einer Krähe angegriffen wurde und zu einem späteren Zeitpunkt auch noch bei der Jagd über einem See beobachtet und fotografiert werden konnte. Weniger spektakulär, aber dennoch sehr spannend und erfreulich waren die Begegnungen mit Kranichen, Kolkrabe, Mantelmöwe und Neuntöter in ihren Lebensräumen und zu seinem Bild von einer Rauchschwalbe im Flug mit gegenseitigem Blickkontakt gehört neben dem fotografischen Können auch etwas Glück, wenn es so fantastisch gut werden soll, wie es Stefan gelungen ist. Besonders gut gefällt mir auch sein Bild mit den von Kormoranen besetzten Schlafbäumen vor dem teilbewölkten, bunten Himmel zum Sonnenuntergang. Die Natur kann so wunderschön sein, auch wenn die kahlen Baumstämme nur noch als Totholz im moorähnlichen Gelände als Schlafplätze für Vögel dienen. Vielen Dank Stefan, für diesen vorgezogenen Einblick in deinen Vortrag, der ganz sicher bei den Besuchern viel Beifall finden wird.
Für die Sternenfotografen besteht am 7. September 2025 wieder einmal die Möglichkeit eine totale Mondfinsternis zu fotografieren, Dieter D. will dazu bereits am Tag vorher schon einmal am Viadukt am Obersee mögliche Perspektiven prüfen.
Am 1. September 2025 findet die Vernissage zur diesjährigen NABU- Fotoausstellung mit dem Titel ‚Kleine Sänger – bunt und beflügelt‘ in den Räumen der VHS Bielefeld in der Ravensberger Spinnerei statt. Gezeigt werden 26 ausgewählte Fotografien heimischer Singvögel. Stefan Kull ist mit drei seiner Bilder an der Ausstellung beteiligt. Die Ausstellung ist bis zum 31. Dezember 2025 zu besuchen.
Auch dieser ExifCafé Online-Phototalk war wieder kurzweilig mit interessantem Austausch, Informationen und sehenswerten Bildern zu verschiedenen Themen. Unser nächster Online-Phototalk ist am Freitag, den 26. September 2025, wir dürfen gespannt sein, ob und was wir dann von den fotografischen Urlaubsaktivitäten unserer zurückgekehrten User sehen und hören werden.


