Vom Goldenen Oktober war in diesem Jahr nicht viel zu sehen, es war eher durchgängig grau und nass und jetzt, nach der Umstellung von Sommer- auf Winterzeit, stellt sich die Dämmerung und die schnell folgende Dunkelheit schon frühzeitig am Abend ein. Jetzt kommt die Zeit, rückblickend die aufgenommenen Fotos des fast vergangenen Jahres zu sichten, zu bearbeiten und zu bewerten. Am Ende der Betrachtung sollte dann jeder User des ExifCafés seinen Favoriten zum ‚Bild des Jahres 2025‘ wählen, um damit unser gemeinschaftliches, zweites Jahrbuch mit dem Titel ‚Ansichtssachen 2025‘ zu füllen. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte – diese Erkenntnis wird sich beim Betrachten eigener Bilder durch die Erinnerung an die Geschichte zum Bild verwirklichen und das Erlebte immer wieder wach werden lassen. Um andere Betrachter der Bilder mit einzubeziehen, sind die jeweils dahinter stehenden Geschichten zu Motivation und Aufnahme der Bilder in unserem Jahrbuch textlich enthalten. Nach unserem sehenswerten Buch ‚Ansichtssachen 2024‘ werden auch die ‚Ansichtssachen 2025‘ wieder ein Highlight unseres ExifCafés werden!
Mit Markus K. und Markus F. verstärkt sich zum Ende Oktober die ExifCafé-Gemeinschaft um zwei weitere interessierte Fotofreunde. Markus F. nutzte nach einem ersten persönlichen Kontakt bei einem unserer Treffen mit seiner Teilnahme an unserem aktuellen Online-Phototalk die Gelegenheit, sich vorzustellen und dabei auch weitere ExifCafé-User kennen zu lernen. Der Zugang zum internen Forum wurde freigeschaltet und ergänzend bekam Markus F. auch noch einige Hinweise zur Nutzung. Natürlich hat Markus F. auch etwas über sich und seine Fotografie erzählt, schnell entwickelte sich ein reger Austausch mit den anderen ExifCafé-Usern.
Einige unserer User haben ihr Fotoequipment zwischenzeitlich um eine Mittelformatkamera von Fujifilm oder Hasselblad mit bis zu 102 MP ergänzt. Neben einer hervorragenden Auflösungsqualität bieten die Mittelformatkameras das 65:24-XPan-Format als Zuschnitt der Sensorfläche im Menü an. Das 65:24-Panoramaformat entspricht einem Seitenverhältnis von etwa 2,7:1, die Breite des Bildes ist damit 2,7mal länger als die Höhe. Um sich einmal mit dem XPan-Format 65:24 zu beschäftigen, lautete die aktuelle Photo-Challenge ‚Erstellt ein Panorama im XPan-Format‘. In den Einstellungsmenüs unserer Kleinbildkameras, Spiegelreflex- und spiegellosen Systemkameras ist die Auswahl des Formats 65:24 nicht zu finden. Aber über einen entsprechenden Bildzuschnitt in der Bildbearbeitung lässt sich das XPan-Format 65:24 nachstellen. Diese Aufgabenstellung hat bei den ExifCafé-Usern reges Interesse gefunden, so wurden bei der Präsentation der Ergebnisbilder viele unterschiedliche Motive gezeigt.
Dieter D. hatte den Ostbahnhof des Expo-2000-Geländes mit einem 12mm Weitwinkelobjektiv bei Tageslischt und zur Blauen Stunde mit Beleuchtung aufgenommen, die breitgezogene Metallkonstruktion der Überdachung eignet sich hervorragend für das Panoramaformat. Alfreds Panoramaansicht zeigt die Galerieholländer-Windmühle, umgeben von hohen Bäumen in einer interessanten Schwarz-Weiss-Aufnahme mit einem Infrarot-Filter, der die Landschaft in winterlich anmutender Darstellung erscheinen lässt. Andreas K. hat den heimischen Sennesee an einem freundlichen Tag mit heller Wolkendecke und schöner Spiegelung in der Wasseroberfläche aufgenommen. Dass auch Architektur vom XPan-Format 65:24 profitieren kann, zeigte uns Silvias Foto einer Fensterreihe in der weißen, geschwungenen Gebäudearchitektur des Düsseldorfer Schauspielhauses. Jupps zentraler Blick aus niedriger Perspektive über einen langen, schmalen Holzsteg ins Watt bis zum weit entfernten Horizont ist wegen der flachen Landschaftsform ein ideales Motiv für den Panoramazuschnitt. Heinz hatte seine erst kürzlich aufgenommenen S/W-Bilder vom Stadthafen in Münster zugeschnitten, die eine Gebäudereihe der gegenüberliegenden Hafenseite zeigen. Besondere Aufmerksamkeit erhielt sein Bild einer Langzeitbelichtung von 200 Sekunden, die während der Belichtung mit 14 mm auf 20 mm Brennweite gezoomt wurde. Dabei entstanden in einem Bild zusätzliche ‚Geisterkonturen‘ der Gebäudelinien – ein sehr gelungener Versuch mit außergewöhnlichem Ergebnis! Bestens geeignet für ein Panoramaformat ist auch die Aufnahme von Dieter K. von der Alten Brücke mit neuem Anbau des Doppelten Wasserstraßenkreuzes in Minden. Besonderes Glück hatte er zum Zeitpunkt der Aufnahme, weil ein weißes Wolkenband vor blauem Himmel einen perfekten Abschluss des Panoramas im oberen Bildteil bildet. Stefan war wieder viel unterwegs, in Dresden, der sächsischen Schweiz und den Niederlanden. Bilder im Panoramaformat vom Dresdner Zwinger, der Semperoper mit abendlicher Beleuchtung und dem Wasserlauf der Elbe im Vordergrund, den markanten Felsen der Bastei in der Sächsischen Schweiz, die beleuchtete Brücke von Nimwegen mit der im Verlauf sichtbaren Oversteek-Brücke und eine Langzeitbelichtung vom Duisburger Innenhafen mit dem Küppersmühle-Gebäudekomplex und den aus dem Hintergrund sternförmig fließenden Wolken.
Die gezeigten Motive waren allesamt sehr gut für das Panoramaformat geeignet. Es erinnert an das Kinoformat und verleiht Fotos eine filmische Qualität. Dieses spezielle Format erfordert jedoch eine Anpassung des fotografischen Blicks und der Bildkomposition. Es bietet mehr Raum für horizontale Motive und ist besonders effektiv für Landschaften mit beeindruckender Weite und Tiefe, Stadtansichten und Szenen, die eine breite Perspektive erfordern. Nachteilig: Ob Mittelformat- oder Kleinbildkamera – die Verwendung des XPan-Formats kostet erhebliche Pixelanteile, weil nur ein Teilbereich des Sensors, bzw. des zuzuschneidenden Bildes genutzt wird. Macht aber dennoch Sinn, wenn es dem Bild gut tut!
Nach den Bildern zu unserem Challenge-Thema zeigte uns Markus F. erste Bilder seiner fotografischen Interessengebiete. Als Biologe ist er stark an der Natur interessiert. Ein besonderes Thema ist für ihn, die Natur im urbanen Raum zu dokumentieren. Dazu fotografiert er öfters am Meierteich in Bielefeld, in dessen Umgebung die Natur in unmittelbarer Nähe mit Menschen, Straßen und Verkehr verbunden ist. Dort findet er Perspektiven, im Teich jagende Silberreiher mit einer Straßenbahn, Fahrzeugen oder Menschen in einem Bild darzustellen. Eine besondere Ansicht ist sein Bild vom Silberreiher, der einen Fisch im Teich fixiert, während im Hintergrund ein weißes Auto fährt. Die hellen Flächen von Silberreiher und Autokarosse dominieren im Bild und zeigen die enge Zwangsverbindung. Mensch und Natur, dieses Miteinander ist längst nicht mehr ausgeglichen, denn immer mehr werden natürliche Flächen und Lebensräume von Tieren zugunsten von Ansiedlungen, wirtschaftlichen Unternehmungen, Verkehrswegen und anderweitigen Interessen eingeengt oder gänzlich vereinnahmt. Diese Umweltveränderungen führen zur Zerstörung natürlicher Lebensräume und Rückzugsgebiete für Tiere und sind Hauptursache für den Rückgang der Artenvielfalt, die wir aktuell erleben.
Wenn Markus F. einmal im Jahr England besucht, dann beschäftigt er sich gerne mit der Streetfotografie. Seiner Auskunft nach sind die Engländer wesentlich entspannter, wenn sie fotografiert werden. Street fotografiert Markus überwiegend in Schwarz/Weiss, um die Ansichten auf das Wesentliche zu reduzieren. Dabei scheut er auch keine hohen ISO-Zahlen an seiner Monochrome-Kamera. Seine Aufnahme vom 300 Meter langen Eastbourne Pier in Südengland mit dem stimmungsvoll bedeckten Himmel und den markanten Kontrasten ist ein sehenswertes Bild. Aber natürlich ist Markus F. zur Streetfotografie auch in heimischen Gefilden mit der Kamera unterwegs. Davon zeugen unter anderem. seine Bilder vom bekannten roten Bratwurst-Pavillon am Bielefelder Jahnplatz in den Abendstunden mit Gästen und Betreiber Christian Damisch, sowie die Überquerung eines Zebrastreifens von Herrchen und Hund in einem engen Bildschnitt. Seine Aufnahme vom Innenbereich des Bielefelder Einkaufszentrums Loom über drei Ebenen wird von Linien dominiert und am Bike- und Skatepark auf dem Bielefelder Kesselbrink ‚fliegen‘ die Biker perspektivisch über den Hausdächern der Stadtumgebung. Schaufensterspiegelungen zeigen oft überraschende Ergebnisse in der Kombination von Schaufensterdekorationen und vorbeigehenden Passanten. Danke für die ersten Einblicke in deine Fotografie Markus, wir freuen uns auf weitere Bilder und auf zukünftige gemeinsame Aktivitäten.
Zum Abschluss unseres Online-Phototalks zeigte Stefan noch einige Bilder von seinen Besuchen in Dresden und der Sächsischen Schweiz. Die besondere Perspektive auf markante Felsformationen der Sächsischen Schweiz gelang Stefan bei sonnigen Wetterverhältnissen nach einem anstrengenden Aufstieg aus 150 m Höhe. Den barocken Sakralbau der Frauenkirche lichtete Stefan aus unterschiedlichen Richtungen und Perspektiven ab und in der Semperoper gelangen ihm sehenswerte Bilder vom Innenraum mit Blick auf einen der prunkvollen Innengänge und aus Bühnennähe fotografierte er die Sitzreihen des Opernsaals im Innenraum sowie die großzügige Loge und die Rang-Sitzplätze, die sich in der Gebäuderundung in vier versetzten Stockwerken befinden. Ein fotografisch lohnendes Ziel in der Dresdener Neustadt ist auch die Kunsthofpassage, in der neben weiteren Kunstprojekten an einer hellblauen Hausfassade Regenfallrohre in Bögen, Winkeln, Teilstücken und Trichtern das Regenwasser weiterleiten, bis es ebenerdig in einem Becken aufgefangen wird. Ein besonderes Schauspiel für Augen und Ohren, das Besucher auch bei Regen in den Kunsthof lockt.
Was liegt in nächster Zeit an im ExifCafé?
Obwohl wir im Frühjahr 2026 bestimmt wieder zur Fotoausstellung ‚World Press Photo 2025‘ (21. Februar bis 15. März 2026) zum Landesmuseum Kunst & Kultur (Schloß) nach Oldenburg fahren werden, haben sich einige ExifCafé-User die Ausstellung bereits im Depot in Dortmund angesehen. Weil das Wetter am betreffenden Tag regnerisch und sehr windig war, blieb der Ausflug ohne eigene Fotografie, endete aber mit einem gemeinschaftlichen Restaurantbesuch. Wir wissen zwischenzeitlich, dass die Inhalte zu World Press Photo-Ausstellungen den verfügbaren Platzverhältnissen angepasst werden und die sind im Oldenburger Schloß wesentlich umfangreicher als im räumlich begrenzten Depot in Dortmund. Insofern werden auch für die Depot-Ausstellungsbesucher in Oldenburg erweiterte Ausstellungsinhalte zu sehen sein.
Unsere Weihnachtsfeier findet in diesem Jahr im Bielefelder Bültmannshof statt. Anfang Dezember stimmen wir uns dann gemeinsam wieder auf die Weihnachtszeit ein.
Eine unserer nächsten ExifCafé-Fotoausstellungen in 2026 ist bereits terminbestätigt, dazu haben sich auch schon teilnehmende Aussteller registriert. Zur Planung der ersten organisatorischen Themen werden sich die Teilnehmer demnächst zusammensetzen.
Am 22. November 2025 von 10.00 bis 18.00 Uhr werden sich wieder mehrere ExifCafé-User zum gemeinschaftlichen praktischen Arbeiten zum Thema „Foto-Retusche in Adobe Photoshop“ zusammensetzen.
Eine Info zum Besuch einer Ausstellung hat uns über Paul-Gerhard Haselhorst erreicht:
Ulrich Heemann – Inszenierte Fotografie – GALERIE’ET – Kunstverein Versmold bis 16.11.2025. Gezeigt wird Fotografie, Malerei und Installation. Außergewöhnlich ist die Ankündigung des Künstlers: „Im Jahr 2026, wenn ich 75 Jahre alt werde, werde ich meine dann noch in meinem Besitz befindlichen Kunstwerke verbrennen.“ Heemann bietet seine noch verbliebenen, teilweise großformatigen Werke über eine Downloadliste auf seiner Webseite zu günstigen Preisen mit bis zu 70% Nachlass an. Eine erste Übersicht seiner Arbeiten im Internet vermittelte die besondere Art der inszenierten Fotografie von Ulrich Heemann.
Für unseren Ausstellungskalender 2026 bietet sich die Fotoausstellung ‚Mythos Wald‘ vom 20.03. bis zum 30.12.2026 im Gasometer Oberhausen an. Die zurückliegenden Ausstellungen im Gasometer Oberhausen ‚Das zerbrechliche Paradies‘ von 2023 und ‚Planet Ozean‘ in 2024 waren begeisternd und schon jetzt lassen die Vorankündigungen von ‚Mythos Wald‘ große Erwartungen zu.
Dieser Online-Phototalk war wieder einmal ein Bilder-Abend. War toll, denn letztendlich sind Bilder die Essenz einer jeden fotografischen Beschäftigung. Wir hatten aber auch noch einige weitere Themen. Beispielsweise gab es in letzter Zeit wieder einige Updates für Betriebssysteme und diverse Software. Nicht alles funktionierte in Kombination und manchmal war auch einfach nur die Hardware nicht mehr auf dem geforderten Stand, was natürlich nicht ganz so schön ist.
Aber auch das wird uns den Spaß an der Fotografie nicht nehmen, auch nicht, wenn der eigene Rechner oder die Kamera zwischenzeitlich schon durch schnellere, leichtere und KI-gesteuerte Versionen ersetzt wurde. Nutzen wir die kommende Jahreszeit, um die Besonderheiten des Winters in Bildern festzuhalten, um Momente zu erleben, an die wir uns gerne erinnern.

